Graptemys-Allgemeines

Graptemys flavimaculata-Männchen

 

Allgemeines zu Graptemys-der Höckerschildkröte oder Map Turtles.

Insgesamt Unterscheidet die Wissenschaft 15. oder auch 16. Arten mit Unterarten. Auch werden immer wieder Arten neu Bestimmt und als Eigenständige oder als Unterart geführt. So gibt es Wissenschaftler, Universitäten die bei einigen Arten Unterarten verschiedener Ansicht sind. Aus diesem Grund wird es immer wieder mal zu Umbenennungen kommen.

All das soll uns den Liebhaber und Hobbyschildkrötenfreund Egal und Gleichgültig sein. Soll sich doch die Wissenschaft hier ihre Gedanken machen und ihre Zeit damit verbringen.

Für uns ist Interessant, dass man sie in zwei Gruppen einteilen kann .Einmal die Großköpfigen und einmal die Kleinköpfigen.

Hier nun die Kleinköpfigen:

Graptemys nigrinoda nigrinoda - die Schwarzknopf-Höckerschildkröte.

Graptemys nigrinoda delticola- die Nördliche-Schwarzbeulen-Höckerschildkröte.

Graptemys oculifera - Pracht-Höckerschildkröte.

Graptemys flavimaculata - Gelbflecken oder Gelbtupfen-Höckerschildkröte.

Graptemys geographica - Echte Landkarten-Höckerschildkröte.

Graptemys pseudogeoraphica pseudogeographica-Falsche Landkarten-Höckerschildk.

Graptemys pseudogeographica kohnii - Mississippi-Höckerschildkröte.

Graptemys ouachitensis ouachitensis - Ochita-Höckerschildkröte.

Graptemys ouachitensis sabinensis - Sabina-Höckerschildkröten

Graptemys versa -Texas-Höckerschildkröte.

Graptemys caglei - Cagles-Höckerschildkröte.

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Und die Großköpfigen.

Graptemys barbouri - Barbours-Höckerschildkröte.

Graptemys ernsti - Escambia-Höckerschildkröte.

Graptemys gibbonsi - Pascagoula-Höckerschildkröte

Graptemys pearlensis - Pearl-Höckerschildkröte.

Graptemys pulchra - Schmuck oder Alabama-Höckerschildkröte.

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Graptemys nigrinoda nigrinoda-Männchen

Hier sind nun 16. Arten oder auch Unterarten Aufgeführt. Bei Graptemys ernsti und bei Graptemys pearlensis sind sich die Wissenschaftler total Uneins darüber, ob eine oder zwei Arten.

Den auch bei allen Graptemys-Arten variieren die Tiere in ihrem Aussehen. Zwar ist dies nicht so stark Ausgeprägt wie bei Chrysemys, aber auch Graptemys variieren.

Der eigentliche Unterschied bei den zwei genannten Arten ist, sie kommen in zwei unterschiedlichen Flusssystemen vor. Wobei ihr Aussehen sich auch ein wenig Unterscheidet. Was aber kein Wunder ist bei einer Jahrtausendelangen Entwicklungsgeschichte.

Hier mal ein Beispiel: eine Kohlmeise auf dem Festland Europa singt anders und sieht etwas anders aus, als eine Kohlmeise in Großbritannien. Hier ist aber keiner der Wissenschaftler auf den Gedanken gekommen zwei Arten daraus zu Bestimmen.

Sie sehen ein schwieriger Akt eine Art Richtig zu bestimmen, wobei die einzeln Wissenschaftlichen Zentren sich gern ein wenig Konkurrenz machen, um Bekannter zu werden und so eher Gelder zur Verfügung gestellte zu bekommen.

Wie schon gesagt uns dem Schildkrötenfreund, soll es Egal sein, sollen sich die Wissenschaftler doch die Köpfe dazu zerbrechen.

 

Gemeinsamkeiten.

Gemeinsam haben alle Arten und Unterarten Einiges.

Beim Aussehen z.B., alle haben mehr oder weniger Ausgebildete Höcker auf dem Mittelkiel des Rückenpanzers. Mal mehr Mal weniger, mal besser mal schlechter Ausgebildet, aber alle haben sie Höcker. Daher auch der deutsche Name Höckerschildkröte.

Alle haben einen, von oben gesehenen einen ovalen Rückenpanzer, der am hinteren Teil gezahnt ist. Natürlich auch mal mehr oder mal weniger gut Ausgeprägt.

Weiter ist bei allen Arten gleich der grosse Größenunterschied von Männchen und Weibchen. Dies ist bei fast allen Schildkröten-Arten der Fall, bis auf zwei oder drei Ausnahmen. Nur bei der Art Graptemys ist dies besonders Ausgeprägt und Auffällig.

So können Weibchen schon fünfundzwanzig und mehr Mal so schwer sein als das Männchen, der gleichen Art. Siehe z.B. Graptemys barbouri, das Weibchen bis zu 33 cm Groß und 2,5 Kilo und noch schwerer und das Männchen um die 11 cm Klein und nur um die 130 Gramm leicht.

Beheimatet sind Graptemys immer in schnell fließenden und Großen Flusssystemen, in den unterschiedlichsten Bundesstaaten der Südsaaten-Nordamerikas. Zum Teil auch mit sehr tiefen Wasser. Als gewandte Schwimmer lieben sie das schwimmen mit und gegen die Strömung.

Graptemys barbouri-Männchen

Lebensweise.

Auch hier gibt es keine fundierten Wissenschaftlichen Arbeiten zu. Hier gäbe es noch viel Arbeit zu leisten für die Biologen und vor allen die Herpetologen. Da müsste so manche Universität, so mancher Professor, Gelder zur Verfügung gestellt bekommen um seine Studenten in die Wildnis schicken zu können, um Fakten zu sammeln, Auszuwerten und Vergleichen zu können.

So muss ich mich hier auf das Beschränken was mir meist von Hobby-Schildkrötenfreunden, die diese Flusssysteme Bereist haben, Berichtet wurde. Hier sei als ersten einmal Dank an Dr. Reiner Praschag, der in Laufe von Jahrzehnten alle bekannten Flusssysteme mit Graptemys Vorkommen bereist hat. Und der mir für das ich ihm sehr Dankbar bin, in vielen Stunden darüber Berichtet hat.

So hat er bei einer seiner ersten Exkursionen, von einem Universitätsprofessor gezeigt bekommen wie man die sehr scheuen Graptemys am besten zu sehen bekommt, und Beobachten kann. Ganz einfach indem man in den Flüssen, sich schwimmend den Graptemys nähert. Für manchen leichter gesagt als getan. Nur für einen guten Sportler und Schwimmer wie Dr. Praschag war dies gar kein Problem. So ist er oft bis zu 50 km immer Flussabwärts geschwommen, um Graptemys zu finden und zu Beobachten. Oft viele Stunden am Stück. Es ist einfach so, dass die scheuen Graptemys vor einen sich schwimmend näheren Menschen, weniger Scheu sind und diesen sehr nahe herankommen lassen. Auch lassen sie sich so schon einmal Fangen, so dass man sie genauer anschauen kann und Vermessen kann. Hier konnte Herr Dr. Praschag auch Graptemys barbouri Beobachten die bis zu sechs Meter in die Tiefe Tauchten.

 

Nähert man sich durch ein Dickicht von Sträuchern, oft mit Dornen und immer das Ungeziefer aufscheuchend, dann hat man am Abend einen zerschundenen Körper. Aber auch das hat Dr. Praschag getan und so eines seiner eindrucksvollsten Erlebnisse gehabt.

So ist er am Pascagoula River auf eine richtig grosse Ansammlung von Graptemys flavimaculata gestoßen. Und er konnte sie über eine längere Zeit Beobachten. Beneidenswertes Glück gehabt, was ihm von Herzen vergönnt sei. Nur dem Tüchtigen und Mutigen schlägt des Glückes Stunde.

Also da Graptemys in Nordamerika auf den gleichen Breitengraden wie hier in Mitteleuropa und Nordafrika Beheimatet sind, gibt es für sie eine inaktive und eine aktive Jahreszeit Winter und Sommer mit den Übergangszeiten Herbst und Frühling. Je nach Lage des Bundesstaates Zeitlich etwas Versetzt und auch Unterschiedlich lang.

Die inaktive Jahreszeit dauert in der Regel ca. vier bis fünf Monate. Hier Vergraben sich die Graptemys meist im Schlamm des Bodens. Aber es wird auch schon mal in Bauten von Bisamratten oder Bibern am Ufer Überwintert.

Graptemys sind wie alle Reptilien Wechselwarmblüter. Das heißt Ihre Körpertemperatur wird von der Außentemperatur bestimmt. So sinkt die Körpertemperatur schon mal bis unter vier °C ab. Umso niedriger die Körpertemperatur umso mehr Verfallen die Graptemys in eine Ruhestellung, eine Starre. Bei ganz niedrigen Temperaturen schlägt das Herz des Tieres nur noch fünf Mal in zwei Minuten. So wird dann kaum noch Energie verbraucht. Die Tiere Schlafen nicht direkt, nein sie sind in der Winterstarre. Interessant hierbei ist das sich Graptemys, wie alle Schildkröten keinen Winterspeck an fressen müssen, da ja keine Energie verbraucht kommt. Wie sollten sie mit dem Panzer dies auch tun.

Am Ende der inaktiven Jahreszeit ist das Gewicht fast gleich wie zum Beginn. In der Regel haben sie nur ein paar Gramm wenige abgenommen.

Graptemys oculifera-Männchen

 

Höckerschildkröten - die Gattung

Graptemys AGASSIZ ,1857 im Porträt

Stephan Böhm

 

Stephan Böhm, stammt aus Wien und hat Biologie Studiert. Er ist ein Leidenschaftlicher Freund von Schildkröten, und ein besonderes Merkmal gilt den Wasserschildkröten und hier besonders der Gattung Graptemys.

Ausserdem ist er Mitglied des ISV (Internationaler - Schildkröten -Vereinigung) Österreich.

Mein Besonderer Dank gilt Ihm dafür, dass ich seine Ausführungen zu Graptemys im Mai 2012 in der SACALIA (Fachzeitschrift Schildkröten,Vereinszeitschrift des ISV) Veröffentlicht,hier auf meiner Homepage Veröffentlichen darf.

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Zusammenfassung

Die gemeinhin als „Höckerschildkröten „bezeichneten Vertreter der Gattung Graptemys AGASSIZ,1887 gehören bis auf wenige,nahezu weltweit kommerziell genutzte Arten zu den am schlechtesten erforschten Schildkröten der Vereinigten Staaten von Amerika. Dies wird unter anderen durch taxonomische Entwicklungen reflektiert: Nach der Ersterwähnung dauerte es fast ein Jahrhundert,bevor die Erforschung der Biodiversität innerhalb der Gattung in Gang kam und die Artenzahl ab 1942 von sechs auf dreizehn in 2012 erhöht wurde.

Einleitung

Die Vereinigten Staaten von Amerika-eine durch und durch industrialisierte Nation,Heimat großer Wissenschaftler und treibende Kraft für Weltwirtschaft,Weltfrieden,Erforschung des Weltalls. So oder zumindest ähnlich sehen sich wohl viele von Nationalstolz erfüllte Einwohner des nordamerikanischen Kontinents. Dass dem aber tatsächlich wohl nicht immer so ist,zeigt uns ausgerechnet eine Gattung der Schildkröten. Während man meinen sollte,dass die nordamerikanische Fauna schon längst sorgfältigst erforscht sein sollte und sich vor allen Taxonomisch kaum mehr etwas in den USA tun wird,geben uns die Höckerschildkröten (Graptemys AGASSIZ 1857) immer wieder neue Denkanstöße. Während im 19. und frühen 20. Jahrhundert die bekannten Arten innerhalb dieses Genus an einer Hand abzählbar waren,wurden in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts bis heute sieben weitere Formen beschrieben.,über deren Art oder Unterartstatus sich die Wissenschaftler noch längst nicht einig sind.

Fest steht jedenfalls,dass es sich bei diesen Vertretern der neuweltlichen Sumpfschildkröten (Emydidae RAFINESQUE,1815) um höchst interessante Tiere handelt! In diesem Artikel soll die Gattung und ihre Vertreter vorgestellt, ein Überblick über die taxonomisch Entwicklung und ein kleiner Einblick in ihre Lebensweise gegeben werden.

 

Taxonomische Entwicklung der Gattung Graptemys AGASSIZ,1857

Zum ersten Mal findet der Name Graptemys in Louis AGASSIZ` „The Natural History of the United States of America“ im Jahre 1857 Eingang in die Literatur. Dieser stellt die bisher bekannten Höckerschildkröten Emys geographica und Emys lesueuri (=heute bekannt als Graptemys pseudogeographica GRAY1831)in die von ihm neu errichtete Gattung Graptemys. Auch die von ihm errichteten Gattungen Actinemys,Deirocheyls,Glyptemys und Trachemys sind bis heute,beziehungsweise wieder in Verwendung .AGASSIZ besaß also durchaus taxonomische Weitsicht.! Dies wird unter anderen dadurch bewiesen,dass aus der Gattung Graptemys keine Art herausgestellt wurde,sondern immer nur neu entdeckte hinzukamen.

Es sollte etwas mehr als 30 Jahre nach der Einführung des Namens Graptemys dauern,bis die nächsten zwei Arten beschrieben wurden. Die schmalköpfigen und bis dahin als Variante von Graptemys lesueurii angesehene Graptemys oculifera und die erste breitköpfige,große Art Graptemys pulchra wurden von BAUR

aus den Staaten Mississippi und Alabama beschrieben. Wieder Vergingen mehr als 30 Jahre,bis die nächste Höckerschildkröte beschrieben wurde. Diesmal nicht aus den Südstaaten am Golf von Mexiko ,sondern weit westlicher im Einzugsgebiet des Colorado River in Texas ,fand der in Norwegen geborene US-Zoologe Leonhard Hess STEJENGER auch eine Graptemys in einem Habitat,in dem man nicht sofort welche vermuten würde. Unsicher ob es sich um eine eigene Art oder eine Unterart von Graptemys pseudogeographica handelt nannte er sie Graptemys versa.

In weiterer Folge beschäftigte sich vor allem Fred GAGLE von der Universität Tulane in New Orleans eingehend mit der Gattung,vor allem mit den heute als Sawbacks bekannten kleinwüchsigen schmalköpfigen Arten. So beschrieb er Graptemys flavimaculata und Graptemys nigrinoda und entfachte somit eine bis heute währende Diskussion über die exakte Zuordnung dieser zwei Formen und Graptemys oculifera. Auch Graptemys pseudogeographica verwandte Form,wurde von ihm beschrieben. Es ist daher nicht verwunderlich ,dass 1974 ihm zu Ehren eine Höckerschildkröte benannt wurde: Graptemys caglei ist die zweite texanische Graptemys und auch sie ist in der Ökologie eigen.

Obwohl die Großköpfigen Höckerschildkröten grundsätzlich aufgrund ihrer Körpergröße einfacher zu entdecken sind sein müssten,wurden diese Arten erst recht spät beschrieben. Kurz vor dem zweiten Weltkrieg wurde Graptemys barbouri als östlichste Art der Gattung beschrieben. Sie besiedelt mehrere Flüsse im Panhandle Floridas,und auch heute noch sind nicht alle ökologischen Aspekte der Naturgeschichte dieser Art vollständig bekannt.

An den Beschreibungen neuer Graptemys-Formen in jüngster Zeit war Jeffrey LOVICH, ein US-amerikanischer Schildkrötenforscher und Autor bekannter Bücher wie „Turtles of the United States and Canada“ (ERNST&LOVICH 2009) beteiligt. Vom mittlerweile als Artenkomplex anzusehenden Taxon Graptemys pulchra spaltete er die Arten Graptemys ernsti, Graptemys gibbonsi und Graptemys pearlensis ab (ERNST&MCCOY 1992 und ENNENet al.2010a).

Spannend wird sein,inwiefern molekulare Methoden die Zukunft der Taxonomie innerhalb der Höckerschildkröten beeinflussen werden. Bis auf Graptemys pearlensis wurden alle Formen aufgrund morphologischer Untersuchungen und verschiedenen Farbmustern am Carapax und Kopf beschrieben. DNA-Analysen von LAMBet al.(1994) und WIENS et al.(2010) haben haben diese Einteilungen bisher grundlegend unterstützt,doch dürfte es noch immer Unklarheiten über den Verwandtschaftsgrad zwischen verschiedenen Arten und Unterarten geben. So ist zum Beispiel die genetische Distanz zwischen den auf den ersten Blick schwer unterscheidbaren Graptemys gibbonsi und pearlensis größer als jene zwischen Graptemys oculifera und Graptemys flavimaculata ( weiche rein äußerlich recht einfach auseinander zu halten sind); doch ist die genetische Distanz zwischen anderen Arten des pulchra-Komplexes noch größer (ENNEN et al. 2010a).Als erster Schluss aus dieser Erkenntnis wurden die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Graptemys oculifera und Graptemys flavimaculata von ENNEN et al. (2010b)mittels multivariater Statistik bei morphologischen Merkmalen und mittels multivariater Statistik bei morphologischen Merkmalen und mittels genetischer Methoden erneut untersucht. Dies Resultate sprechen weiterhin für eine Trennung der beiden Arten und nicht auf eine Inklusion von Graptemys flavimaculata als Unterart von Graptemys oculifera wie von ARTNER (2010) vorgeschlagen.

Zum derzeitigen Stand präsentiert sich die Gattung mit 13 Arten und zwei Unterarten als Schwestergattung der Genera Chrysemys,Deirochelys,Malaclemys,Pseudemys und Trachemys (Turtle Taxonomy Working Group2011).

 

Liste der rezenten Graptemys – Arten.

Kopfmorphologie: Wissenschaftlicher Name: Deutscher Trivialname:

 

Großköpfig

Graptemys barbouri Barbours – Höckerschildkröte

Graptemys ernsti Escambia - Höckerschildkröte

Graptemys geographica Echte Landkarten – Höckerschildkröte

Graptemys gibbonsi Pascagoula - Höckerschildkröte

Graptemys pearlensis Pearl River – Höckerschildkröte

Graptemys pulchra Schmuck - Höckerschildkröte

 

Intermediär

Graptemys ouachitensis ouachitensis Ouachita – Höckerschildkröte

Graptemys ouachitensis sabinensis Sabine – Höckerschildkröte

Graptemys ps. pseudogeographica Unechte Landkarten – Höckerschildkröte

Graptemys pseudogeographica kohnii Mississippi – Höckerschildkröte

Graptemys versa Texas – Höckerschildkröte

 

 

Schmalköpfig

Graptemys caglei Cagles – Höckerschildkröte

Graptemys flavimaculata Gelbflecken – Höckerschildkröte

Graptemys nigrinoda nigrinoda Schwarzknopf – Höckerschildkröte

Graptemys nigrinoda delticola Südl. Schwarzknopf – Höckerschildkr.

Graptemys oculifera Pracht – Höckerschildkröte

 

 

 

 

 

Innerhalb der Höckerschildkröten sind zahlreiche Hybriden aus der Haltung in Menschenhand bekannt. Häufig anzutreffen sind (eventuell durch Verpaarungen mit untypisch gezeichneten Tieren aus Intergradationszonen entstanden) Hybriden zwischen den in AS-amerikanischen Zuchtfarmen vermehrten Graptemys pseudogeographica pseudogeographica und Graptemys geographica kohnii,wo zum Teil beide Formen gemeinsam gehalten werden. VOGT (1993) bewies,dass hier verschiedene Kombinationen möglich sind. Auch Graptemys nigrinoda und Graptemys oculifera-sowie Graptemys flavimaculata hybridisieren problemlos miteinander im Terrarium ( Dr. PETER PRASCHAG,mündl. Mitteilung).Im Choctawhatchee-River-System in Florida sollen natürlich vorkommende Hybriden zwischen Graptemys ernsti und Graptemys barbouri vorkommen (ENNEN ET AL.2010). Auch gattungsübergreifend sind Hybriden bekannt,zum Beispiel mit Malaclemys terrapin (BÖHM 2008) oder Trachemys scripta elegans (AUSTINSTURTLEPAGE 2005a und 2005b).

 

Freilandökologie

Wenn eine Gattung so viele Arten beinhaltet wie die Höckerschildkröten,ist natürlich auch die Vielfalt der eingenommenen ökologischen Nischen groß. Einige Dinge sind doch allen Vertretern gleich: sie bewohnen hauptsächlich lotische (=fließende) Gewässer,die alle in den Golf von Mexiko entwässern/münden.Dabei ist interessant,dass dieser Lebensraum „Fluss“ von teilweise sympatrisch vorkommenden Arten und sogar von den Geschlechtern innerhalb der Spezies unterschiedlich genutzt wird!

Rein an Hand der Kopfmorphologie lassen sich Höckerschildkröten in drei große Gruppen einteilen: Die Weibchen der großköpfigen Arten Graptemys barbouri,Graptemys ernsti,Graptemys geographica,Graptemys gibbonsi,Graptemys pearlensis und Graptemys pulchra sind nicht nur um mehr als das Doppelte länger als die Männchen,sie wiegen auch ein vielfaches mehr. Zusätzlich zeigen sie eine zum Teil schon fast grotesk aussehende Kopfform mit deutlich vergrößerten Kauplatten und einer kräftigeren Kaumuskulatur. Diese spezialisierten Kauinstrumente werden von den Weibchen dazu genutzt, harte Molluskenschalen zu knacken. Oft sind die Weibchen nur auf wenige bestimmte Arten von Muscheln und Schnecken spezialisiert. und und fressen kaum etwas anderes. Laut LINDEMANN (2006a) hat interessanterweise die Verbreitung der in der USA invasiven Körbchenmuschel (Corbicula fluminea) dazu geführt,dass beispielsweise adulte Graptemys versa Weibchen sich in den letzten Jahrzehnten darauf spezialisiert haben diese zu fressen. Ähnliches gilt zum Beispiel auch für die von den großen Seen im Norden der USA nach Süden wandernde Dreikantmuschel Dreissena polymorpha und die Weibchen der Landkartenhöckerschildkröte Graptemys geographica (LINDEMANN 2006b).

Auf der anderen Seite des Größenspektrums stehen die schmalköpfigen Arten,die da sind: Graptemys flavimaculata,Graptemys nigrinoda und Graptemys oculifera. Bei den Geschlechtern ist der Größenunterschied nicht so extrem wie bei den großköpfigen Arten,zudem sind die Köpfe der Weibchen nicht auf den Verzehr harter Nahrung spezialisiert. Vielmehr raspeln diese mit ihren leicht überstehenden Hornschneiden Aufwuchs von Steinen und Ästen unter Wasser ab. Dadurch nehmen sie nicht nur Pflanzenmaterial auf,sondern auch darin befindliche Insektenlarven und sessile (=festsitzende) Lebewesen wie Süßwasserschwämme.

Die intermediären Arten Graptemys caglei,Graptemys ouachitensis,Graptemys pseudogeographica und Graptemys versa zeigen eine gewisse Anpassungsfähigkeit bezüglich dem Flusssystem, in welchen sie sich befinden und mit welchen anderen Formen sie in Nahrungskonkurrenz stehen.Die meisten Weibchen zeigen einen normal bis gerniggradig vergrößerten Kopf. In Populationen,die sich stark auf den Verzehr von Mollusken spezialisiert haben,zeigen jedoch auch die Weibchen deutlich-Megacephilie (=Großköpfigkeit).

Allen Arten ist eins gemein,das die Männchen und jungen Weibchen sich Hauptsächlich von verschiedenen Insekten und deren Larven Muscheln,Schnecken,Krebstieren und anderen Süßwasserinvertebranten ernähren.

Vor der Nahrungsumstellung aufgrund der größeren Körpermasse der Weibchen wachsen die Jungtiere beider Geschlechter bis zur Geschlechtsreife der Männchen recht schnell,doch Weibchen legen oft erst mit ca. acht Jahren das erste mal Eier.Diese werden in Sandbänken vergraben,die im schwül-heißen Sommer der Südstaaten Nordamerikas beachtlich hohe Oberflächentemperaturen erreichen können. Da diese Sandbänke oft von Menschen ausgebaggert werden,um Flüsse für die Schifffahrt nutzbar zu machen,oder die Badestrände für Einheimische genutzt werden sind viele Graptemys - Arten durchaus in ihren Bestand bedroht. Durch das Entfernen von ins Wasser ragenden Baumstämmen als Verbauungsmaßnahme wird die Bedrohung noch verstärkt,wie eine Studie von LINDEMANN (1999) belegt.

 

Generell ist die Habitatzerstörung das größte Problem für die Höckerschildkröten. Die Tiere sind sehr scheu und schon eine starke Nutzung des Flusses durch Menschen kann dazu führen,dass zum Beispiel Weibchen ihre Eier an ungünstigen Stellen ablegen. Dies führt zu einer niedrigeren Schlupfrate beziehungsweise zu einem verschobenen Geschlechtsverhältnis ( HORNE ET AL.2003). Aber auch das Absammeln für den Export zu Nahrungszwecken,vorrangig nach China,und zu einen kleinen Teil auch für die Heimtierhandel (Aufstockung der Zuchtgruppen in den Farmen) erzeugen einen gewissen Druck auf die Populationen. In den meisten Bundesstaaten mit Vorkommen von Graptemys spp. Gibt es deswegen strenge Quoten wie viele Tiere pro Tag gesammelt werden dürfen. Manche Arten wie z.B. Graptemys barbouri in Florida,unterstehen auch einem Mengenlimit für den Besitz Am strengsten wird derzeit Graptemys flavimaculata und Graptemys oculifera geschützt. Sie gelten als „federal protected“ und dürfen unter anderem nicht aus der Natur entnommen werden und nur außerhalb ihres eigentlichen Verbreitungsgebietes besessen werden. Laut einer Notiz von SELMAN und JONES (2011)werden derzeit alle Graptemys spp. Bezüglich einer Hochstufung von im Washingtoner Artenabkommen von Anhang III auf Anhang II überprüft. Dieser Schritt würde wohl das vollkommene Erliegen des ohnehin relativ niedrigen internationalen Handels mit diesen Schildkröten bedeuten.

Völlig konträr verhält es sich hingegen mit den Unterarten von Graptemys pseudogeographica. Diese werden kommerziell in US-amerikanischen Zuchtfarmen vermehrt und in die ganze Welt als Heimtiere exportiert. Mittlerweile gibt es auch chinesische Zuchtfarmen,die diese Arten im großen Stil züchten

(ZHOU et al.2009).Dort wird ebenfalls in wesentlich kleinerer Anzahl mit Graptemys anderer Arten versuchsweise gezüchtet. Ob es für die häufig gehandelten Arten eine Ausnahmeregelung geben wird,oder auch diese noch unter bestimmten Auflagen gehandelt werden dürfen,bleibt abzuwarten.

Ein kleiner Vorteil ergibt sich aus der strengen Handelsreglung mit Höckerschildkröten allerdings dennoch. Aufgrund vielfältiger Gründe,die ausführlich an anderer Stelle erläutert werden (zum Beispiel in DIETZ &

Voss;TÜRBL et al.2007) werden viele solcher Haustiere derzeit außerhalb ihres natürlichen Vorkommensgebietes unkontrolliert ausgesetzt. Die Mehrzahl der ausgewilderten Schildkröten sind zwar Rotwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta elegans) und Vertreter der Gattung Pseudemys,doch auch Graptemys spp. Sind immer wieder dabei. So konnte der Autor persönlich Graptemys pseudogeographica in einem Tempelteich in Bangkok beobachten (unpubl.Beob.). Besonders in subtropischen und tropischen Ländern ist es erwiesen,dass sich unter günstigen Bedingungen selbst erhaltende Populationen von deirochelyinen Schmuckschildkröten im im weitesten Sinn bilden können.

(CADI et al. 2004). Laut Kartierungen von KLEEWEIN und WÖSS (2009 und 2011) gibt es auch in und um Wien und Salzburg ausgesetzte Tiere. In nicht reproduzierenden allochthonen (=ursprünglich nicht heimischen) Populationen ist durch eine Mögliche Handelsbeschränkung zu erwarten,dass die Alttiere langsam aussterben und so die einheimische Fauna auf lange Sicht nicht verfälschen können.

 

 

Derzeit anerkannte Arten

 

Graptemys barbouri – Barbours – Höckerschildkröte – CARR & MARCHAND, 1942

Erstbeschreibung: CARR & MARCHAND, 1942: A new turtle form the Chipola River,Florida. Proceedings of the New England Zoological Club 20: 95-100

Etymologie: Thomas BARBOUR =amerikanischer Herpetologe (1884 – 146) und Direktor des Museums für vergleichende Zoologie in Harvad.

Verbreitungsgebiet: Küstennahe Flüsse im Apalachicola – System inklusive dem Chipola River in den Bundesstaaten Alabama,Florida und Georgia.

Schutzstatus: CITES Appendix III (international) vulnerble/gefährdet (IUCN Red List).

Maximalgröße: Männchen 10 bis 13,5 cm CL (=Carapaxlänge gerade gemessen); Weibchen

25 bis 33 cm CL.

Kommentar: Graptemys barbouri ist die Art mit den größten Weichen und dem extremsten Geschlechtsmorphismus innerhalb der Gattung Graptemys. Die Männchen sind weniger als halb so groß wie die ausgewachsenen Weibchen! Letztgenannte dürften sich in der Natur hauptsächlich von Mollusken ernähren,denn die Kaumuskulatur und damit auch die Köpfe der Tiere sind extrem vergrößert.Die Art ist leicht an der charakteristischen Gesichtsmaske zu erkennen.

 

Graptemys caglei – Cagles - Höckerschildkröte - Haynes & Mc Known, 1974

Erstbeschreibung: HAYNES & MC KNOWN (1974) A new species of map turtle (Genus Graptemys) form the Guadalupe River system in Texas. Tulane Stud.Zoo.Bot.18 (4):143-152

Etymologie: Fred R. CAGLE =amerikanischer Herpetologe an der Tulane University,New Orleans (1915 -1968) und Spezialist für die Gattung Graptemys.

Verbreitungsgebiet: Einzugsgebiet des Guadeloupe und San Antonio River in Texas.

Schutzstatus: CITES Appendix III (international), endangered/bedroht (IUCN Red List), lokale Schutzprogramme im kleinen Stil.

Maximalgröße: Männchen 10 bis 12 cm CL;Weibchen 18 bis 22 cm CL.

Kommentar: Offenbar sind Populationen dieser Art in der Natur durch Habitatzerstörung stark rückläufig. Dies wirkt sich bei Vertreten der Gattung Graptemys als Bewohner isolierter Flusssysteme besonders stark aus,worauf die gegenwärtige Einstufung „endangered“ (=durch hohes Risiko des Aussterbens bedroht) durch die IUCN beruht. Die Webseite der IUCN Roten Liste beruft sich dabei unter anderen auf eine mündliche Mitteilung von Peter V. LINDEMANN (einen der führenden Graptemys Forscher in den USA),der Graptemys caglei für die seltenste aller Graptemys hält (www.redlist.org 2011). Dies ist doppelt beachtlich,da zwei Arten (Graptemys oculifera und Graptemys flavimaculata) aufgrund ihrer besonders fraglichen Populationen als „federal protected“ von der US-Regierung-gelistet werden. Und daher der Fang verboten und die Haltung strengstens reglementiert ist.

 

Graptemys ernsti – Escambia – Höckerschildkröte – LOVICH & MCCOY, 1992

Erstbeschreibung: LOVICH & MC COY (1992) Review of the Graptemys pulchra group (Reptilia: Testudines: Emydidae),with descriptions of two new species Ann. Carnegie Mus. 61 (4): 293-315.

Etymologie: Carl H. ERNST amerikanischer Herpetologe; emeritierter Professor an der George Mason University und Buchautor (unter anderen „Turtles of the United States and Canada“).

Verbreitungsgebiet: Südosten Alabamas und im „Panhaldle“ Floridas.

Schutzstatus: CITES Appendix III (international),near threatened/potentiell bedroht (IUCN Red List) Maximalgröße: Männchen 10 bis 13 cm CL; Weibchen 25 bis 28,5 cm CL ( CL= Carapax; gerade gemessen).

Kommentar: 2012 feierte die Art ihren 20. „Geburtstag“ ,wurde also vor nicht allzu langer Zeit entdeckt und beschrieben. Es ist aber nicht verwunderlich,dass Wissenschaftler immer wieder neue Überraschungen mit der Art erleben: So wurde erst 2002 bekannt, dass die Art weiter östlich als gedacht außerdem sympatrisch mit Graptemys barbouri vorkommt und eventuell sogar mit dieser hybridisiert.

 

Graptemys flavimaculata – Gelbtupfen o. Gelbflecken – Höckerschildkröte – Cagle,1954

Erstbeschreibung: CAGLE(1954): Two new of the genus Graptemys. Tulane Studies in

Zoology 1 (11): 165-186

Etymologie: flavus = gelb; maculatus = gefleckt flavimaculata = die gelb Gefleckte; in Anspielung auf die gelben Flecken auf dem Carapax (= Rückenpanzer)

Verbreitungsgebiet: Der Pascagoula River und seine Zuflüsse in Mississippi.

Schutzstatus: CITES Appendix III (international),vulnerable (IUCN Red List),federal

protected (national).

Maximalgröße: Männchen 7 bis 11 cm CL; Weibchen 15 bis 18 cm CL.

Kommentar: Schon bald nach der Erstbeschreibung wurde Graptemys flavimaculata (allerdings ohne konkrete Beweise) gemeinsam mit Graptemys nigrinoda als Unterart von Graptemys oculifera

(BAUR, 1890) angeführt (MERTENS & WERMUTH 1955). Von da an gab es immer wieder Diskussionen,

wie weit die zwei Formen miteinander verwandt sind ,- bzw. getrennt sind. In einer aktuellen Arbeit auf morphologischer und molekularer Basis kamen ENNEN ET AL. (2010)zu dem Schluss,dass es um zwei distinkte Arten handelt. Öl ins Feuer der Debatte gießen allerdings SELLMANN & JONES (2011),

die über mehrere Populationen von Graptemys flavimaculata berichten,die keine Fleckenzeichnung,sondern gelbe Ringe aufweisen. Sie sind anscheinend ohne ohne optische Absenderangabe optisch kaum von Graptemys oculifera zu unterscheiden,genetisch aber verschieden.

 

 

Graptemys geographica–Echte-Landkarten-Höckerschildkröte (Le Sueur,1817)

Erstbeschreibung: LE SUEUR (18179: An account of an American species of Tortoise,not noticed in the systems. J. Ac. Nat. Sci. Philadelphia 1 (1):86,pl.5

Etymologie: geo0Erde;graphica=die gemalte geographica=die Landkarte. Die Musterung der Linien auf dem Carapax erinnern an eine Landkarte.

Verbreitungsgebiet: Alle größeren Flusssysteme des US-amerikanischen mittleren Ostens von Südkanada bis nach Nordlouisiana und Zentralalabama.

Schutzstatus: CITES Appendix III (international),least concern (IUCN Red List)

Maximalgröße: Männchen 12 bis 116 cm CL; Weibchen 20 bis 27,3 cm CL.

Kommentar: Obwohl die Art grundsätzlich von allen Graptemys diejenige mit dem größten Verbreitungsgebiet ist,trifft man sie fast gar nicht in Menschenhand an. Die Tiere sind äußert kältetolerant und kommen bis nach Südkanada vor, wo Forscher sie auch unter Eis schwimmend beobachteten

(CROCKER et al.2000)

 

Graptemys gibbonsi – Pascagoula-Höckerschildkröte- LOVICH & MC COY,1992

Erstbeschreibung: LOVICH & MC COY (1992): Review of the Graptemys pulchra group (Reptilia: Testudines: Emydidae), with descriptions of two new species Ann. Carnegie Mus.61 (4): 293-315

Etymologie: Whitfield GIBBONS) =Amerikanischer Herpetologe (geb.1939); unter anderem ehem. Professor für Ökologie der Universität von Georgia,Wissenschaftlicher Leiter des Savannah River Laboratory und Kurator für Herpetologie am Alabama Museum für Naturkunde der Universität Alabama.

Verbreitungsgebiet: Einzugsgebiet des Pascagoula River in Mississippi.

Schutzstatus: CITSIS Appendix III (international), endangered/gefährdet (IUCN Red List), geführt als „protected“ in Mississippi – der Besitz von maximal vier Exemplaren ist erlaubt (national).

Maximalgröße: Männchen 10 bis 12 cm CL, Weibchen 25 bis 29,5 cm CL.

Kommentar: Als klassisches Beispiel für die Einmischung innerhalb der Gattung Graptemys zählt das sympatrische Vorkommen von Graptemys gibbonsi mit Graptemys flavimaculata im Pascagoula River. Die breitköpfigeren Weibchen von Graptemys gibbonsi ernähren sich fast ausschließlich von Mollusken,während die Weibchen der schmalköpfigen Art Graptemys flavimaculata eher Aufwuchsfresser sind. Die Männchen beider Arten ernähren sich hauptsächlich von Insekten und Würmern,sowie deren Larven.

 

 

Graptemys nigrinoda – Schwarzknopf - Höckerschildkröte – Cagle,1954

Erstbeschreibung:CAGLE (1954): Two new species of the genus Graptemys. Tulane Studies in

Zoology 1 (11): 165-186

Etymologie: nigrum =schwarz; nodum = der Knoten/Kopf nigrinoda = die schwarze geknöpfte; Anspielung

auf die besonders prominenten schwarz gefärbten Erhebungen des Mittelkiels am Carapax = Rückenpanzer.

Verbreitungsgebiet: Die Alabama Tombigbee und Black Warrior River Systeme in Alabama und Mississippi.

Schutzstatus: CITES Appendix II (international), least concern/nicht bedroht (IUCN Red List),geführt als „Protected Nongame Species“ in Alabama und „Endangered“ in Mississippi international.

Maximalgröße: Männchen 7 bis 12 cm CL; Weibchen15 bis 23 cm CL.

Kommentar: Derzeit werden zwei Unterarten anerkannt. Von der Nominatform Graptemys nigrinoda nigrinoda Cagle, 1954 wird mit Graptemys nigrinoda delticola FOLKERTS & MOUNT, 1969 aus dem Mobile Bay Becken unterschieden. Graptemys nigrinoda delticola unterscheidet sich durch eine generell dunklere Hautfarbe der Extremitäten, feineren gelben Linien auf der Haut und einer charakteristischen, ausgedehnten Plastralzeichnung = Bauchpanzerzeichnung,welche im Alter zwar verwischt,aber nicht verschwindet (wie es bei Graptemys nigrinoda nigrinoda der Fall sein kann) Zwischen eindeutigen Vertretern beider Subspezies liegt eine breite Intergradationszone,in der Tiere mit intermediären Merkmalen auftreten. Graptemys nigrinoda ist in Menschenhand die häufigste der drei sogenannten „Shaw-back“-Spezies,allerdings gehören fast alle gehaltenen Tiere der Nominatform an.

 

Graptemys oculifera – Pracht-Höckerschildkröte – BAUR, 1890

Erstbeschreibung: BAUR (1890): On the Characters and Systemmatic Position of the large Sea – Lizards,Mosasauridae. Science, (Ser.1) 16:262

Etymologie: oculus 0 Ring; ferre = tragen oculifera = Ringe tragend;in Anspielung auf die deutlichen Ringmuster am Carapax (=Rückenpanzer).

Schutzstatus: CITES Appendix III (international),vulnerable (ICCN Red List),federal protected (national).

Maximalgröße: Männchen 7 bis 12 cm CL; Weibchen 15 bis 22 cm CL.

Kommentar: Graptemys oculifera wurde von Georg BAUR 1890 als Malacoclemmys oculifera erstmals wissenschaftlich beschrieben, obwohl die als „Graptemys lesueurii“ beschriebene Abbildung 10 – 12 auf Platte 2 AGASSITZ (1857) wohl auch Graptemys oculifera zeigen. In der amerikanischen Umgangssprache wird der Komplex um Graptemys flavimaculata,Graptemys oculifera und Graptemys nigrinoda oft als „Sawbacks“ ( = Sägerücken) angesprochen. Dem liegt die deutliche Zahnung der hinteren Marginalia des Carapax zugrunde.

 

Graptemys ouachitensis Ouachita - Höckerschildkröte – CAGLE, 1953

Erstbeschreibung:CAGLE (1953): Two new subspecies of Graptemys pseudogeographica. Occ. Pap. Mus. Zool. Michigan, No.546: 1-17

Etymologie: ouachitensis = Aus dem Quachita River stammend; sabinensis = aus dem Sabine River stammend.

Verbreitungsgebiet: Texas und Louisiana,Kansas,Iowa, Minnesota,Wisconsin,Illinois,Indiana,Kentucky,

Tennessee, Alabama,sowie nicht mit dem Hauptverbreitungsgebiet zusammenhängende Gegenden in Kansas,Ohio, West Virginia.

Schutzstatus: CITES Appendix III (international),least concern (IUCN Red List).

Maximalgröße: Männchen 10 bis 14 cm CL, Weibchen 15 bis 24 cm CL.

Kommentar: 1993wurde von VOGT bewiesen,dass die von CAGLE als Unterart von Graptemys pseudogeographica beschrieben Formen „ouachitensis“ und „sabinensis“ tatsächlich ein eigenständiges Taxon bilden und als Unterarten von Graptemys ouachitensis anzusehen sind. Graptemys ouachitensis ouachitensis kommt im Ouachita – System in Nordlouisiana westlich bis Oklahoma und nördlich bis Kansas, Nebraska, Minnesota. Wisconsins,Indiana,Ohio und West Virginia vor und hat einen großen rechteckigen Postorbitalfleck,einen kleinen gelben Fleck am Kinn und einen direkt unter dem Auge;sowie einen bis drei Nackenstreifen,welche die Augenhöhle berühren. Die weitaus kleinflächigere Unterart Graptemys ouachitensis sabinensis bewohnt das Sabine River System in Texas und Louisiana. Sie trägt einen ovalen oder länglichen Postorbitalfleck, fünf bis neun Nackenstreifen,die den Orbit berühren und die gelben Flecken im Gesicht sind kleiner.

 

Graptemys pseudogeographica – Unechte- Landkarten - Höckerschildkröte - (GRAY,1831)

Erstbeschreibung: GRAY (1831): Synopsis Reptilium or short descriptions of the species of reptiles. Part I: Cataphracta,tortoises,crocodiles and enalionsaurians. Treuttel,Wurz & Co.,London 85pp.

Etymologie: pseudo =ähnlich wie; geo =Die Erde; graphica =die gemalte; pseudogeographica =der Landkarte ähnlich; also „ähnlich der Landkarten – Höckerschildkröte“.

Verbreitungsgebiet: Weite Teile des mittleren und südlichen Westens der USA,hauptsächlich im Einzugsgebiet des Mississippis.

Schutzstatus: CITES Appendix III (international),least concern (IUCN Red List).

Maximalgröße: Männchen 12 bis 15 cm CL; Weibchen 18 bis 27 cm CL.

Kommentar: Bei Graptemys pseudogeographica handelt es sich um die häufigste gehandelte Art und in menschlicher Obhut gehaltene Höckerschildkrötenart. Die Unterarten Graptemys pseudogeographica pseudogeographica und Graptemys pseudogeographica kohnii sind voneinander hauptsächlich anhand der Postorbitalzeichnung zu unterscheiden, welche bei Graptemys pseudogeographica kohnii eine Sichel bis unter Augenhöhe bildet; bei der Nominatform hingegen hat die Zeichnung die Form eines Balkens oder länglichen Fleckes. Aufgrund der weiterreichenden Verbreitung besteht eine breite Intergradationszone. Im Handel sind manchmal Unterarthybriden anzutreffen, da die Formen auf den US-Zuchtfarmen meist nicht unterschieden und daher gemeinsam gehalten w

 

Graptemys pearlensis – Pearl – River – Höckerschildkröte - ENNEN,LOVICH,KREISER,SELMAN & QUALLS, 2010

Erstbeschreibung: ENNEN,LOVICH,KREISER,SELMANN & QAULLS, (2010): Genetic and Morphological Variation between Populations of the Pascagoula Map Turtle (Graptemys gibbonsi) in the Pearl and Pascagoula River with Description of a New Species. Chelonian Conservation and Biology. 9 (1):98-113

Etymologie: Pearl River =Typuslokalität der Art.

Verbreitungsgebiet: Der Pearl River und seine Zuflüsse in Mississippi und Louisiana.

Schutzstatus: CITES Appendix III (international), endangered (IUCN Red List),“protected“ - maximal erlaubter Besitz von vier Exemplaren in Mississippi, „Animal of Conservation Concern“ in Louisiana (national).

Maximalgröße: Männchen 10 bis 12 cm CL; Weibchen 25 bis 29,5 cm CL.

Kommentar: Erst 2010 wurde von einem Autorenteam um den bekannten Buchautor und Schildkrötenspezialisten Jeffrey LOVICH diese Art beschrieben. Es war schon lange vorher bekannt, dass die Pearl – River – Populationen von Graptemys gibbonsi „anders“ waren, doch erst im Zuge naturschutzpolitischer Gedanken wurden sie als eigenständige Art beschrieben,um ihnen optimalen Schutz seitens der Bundesregierung der USA zukommen lassen zu können. Graptemys pearlensis kommt sympatrisch mit der auch als bedroht geltenden Graptemys oculifera vor.

 

Graptemys pulchra – Schmuck – Höckerschildkröte - BAUR,1893

Erstbeschreibung: BAUR (1893): Two new species of North American Testudinata. American Naturalist: 27:675 – 677

Etymologie: pulchra = die Schönste.

Verbreitungsgebiet: Zuflüsse der Mobile Bay in Alabama,Georgia und Mississippi.

Maximalgröße: Männchen 10 bis 13 cm CL; Weibchen 18 bis 28 cm CL.

Kommentar: Graptemys pulchra wurde als erste breitköpfige Höckerschildkröte beschrieben. Trotzdem ist ihre Biologie nur unzureichend erforscht, ebenso ist ihr Status in der Natur nicht vollkommen klar. Leider ist diese sehr schöne Graptemys nur selten in Züchterkreisen anzutreffen.

 

Graptemys versa – Texas - Höckerschildkröte - STEJNEGER, 1925

Erstbeschreibung: STEJENGER (1925):New species and subspecies of American turtles. Journ. Washington Acad.Sci. 15 (20):462 – 463.

Etymologie: versa = verändert, gedreht – in Anlehnung an die zwar ähnliche,aber doch andere Kopfzeichnung als Graptemys pseudogeographica.

Verbreitungsgebiet: In den Golf von Mexiko entwässernde Gewässer des Colorado – River Systems auf dem Edwards Plateau in Zentraltexas.

Schutzstatus: CITES Appendix III (international), least concern (IUCN) Red List), geschützt durch das Verbot von kommerziellem Schildkrötenfang in Texas.

Maximalgröße: Männchen 8 bis 12 cm CL; Weibchen 18 bis 22 cm CL.

Kommentar: Zwar gehört Graptemys versa zu den kleinsten Vertretern der Gattung,doch die Nahrungsökologie und Kopfmorphologie weist sie als mesocephalisch,also Art mit Schädel mittlere Breite aus. Das bedeutet das die Weibchen hauptsächlich Mollusken fressen und deswegen verbreiterte Schädel mit größeren Kauflächen entwickeln – als die wesentlich kleineren Männchen. Nicht nur deshalb,

sondern auch wegen des untypischen Vorkommens ist diese Art besonders: Das Edwards – Plateau ist typisch texanisch eher mit steppenartiger Vegetation bedeckt und nicht mit Auwald,wie man es von es von den Arten aus den weiteren östlich gelegenen Südstaaten kennt. In der Haltung scheinen die Tiere wesentlich aggressiver als andere Höckerschildkröten zu sein., und oftmals müssen Tiere einzeln untergebracht werden.

 

Danksagung

Ich möchte mich bei folgenden Personen für die Bereitstellung von Bildern der verschiedenen Graptemys – Arten bedanken: Robert Hentschel, Andrea K. Hennig, Andreas S. Hennig, Bertrand Davin, Gerhart Schaffer, und Armin Nad. Weiteres bedanke ich mich bei Iris Starnberger für die Bereitstellung von Literatur und Ronny Bakowskie sowie Andreas S. Hennig für ein kritisches Review. Schließlich möchte ich mich bei Peter Praschag und Dennis Uhrig für die Fotomöglichkeiten bedanken.

Staphan Böhm, Wien