Winterstarre

Terrarien zur Zeit der Winterstarre

 

Winterruhe / Winterstarre

Vorwort

Bei der Winterruhe, die für Nordamerikanische Schildkröten sehr Wichtig ist, Schlafen die Tiere nicht, nein sie Verfallen in eine tiefe Starre, die Winterstarre.

Dies ist für einen Wechselwarmblütler, wie die Schildkröten, ein ganz normaler Vorgang, bei denen sie sich den natürlichen Gegebenheiten angepasst haben, in einer Jahrtausend langen Entwicklungsgeschichte.

Dies alles ist in ihrem Instinkt von Geburt an voll Gespeichert. Und so können wir bei einer Pflege der Tiere, in menschlicher Obhut, dies nicht einfach Übergehen. Würden wir es trotzdem tun, dann würden wir die Lebensdauer der Tiere verkürzen. Die Tiere werden Krankheitsanfälliger, da ihnen der angeborene Jahresablauf fehlt (wie bei einem Apfelbaum hier in Europa). Auch würde es kaum noch zu Nachzuchten kommen, da es kaum noch zu Paarungen kommen würde. Der Jahresablauf der Weibchen käme soweit aus dem Rhythmus, dass so gut wie keine Gelege mehr abgesetzt würden und schon gar nicht mehr mit Befruchteten Eiern.

Wechselwarmblüter wie die Schildkröten sind gezwungen ihre Körpertemperatur immer der gegebenen Außentemperatur (Luft / Wasser) anzupassen, da ihr Organismus nicht in der Lage ist diese wesentlich zu erhöhen, wie es bei Säugetieren (Warmblütern) der Fall ist. Man geht davon aus, das in günstigen Fällen, der Organismus einer Schildkröte, die Körpertemperatur dieser um bis zu 4 °C erhöhen kann. Hierzu gibt es aber keinerlei Wissenschaftliche Erkenntnisse. Im Sommer, während der aktiven Jahreszeit, wird durch ausgiebiges Sonnenbaden die Betriebstemperatur / Vorzugstemperatur erreicht.

Im Verbreitungsgebiet

Ja schauen wir uns es doch einmal an, wie die inaktive Jahreszeit, in der Heimat unserer Schildkröten aussieht. Denn nur so Verstehen wir einiges besser und können davon lernen.

Alles Beginnt damit das die Tage kürzer und kühler werden und so auch die Wassertemperatur. Die Schildkröten fressen immer weniger und stellen dies dann auch ganz ein. Gut ist es, wenn sich der Darm nun weitgehenst entleert, denn dann kann es zu keinen Infektionen von innen heraus kommen.

Schildkröten fressen sich keinen Winterspeck an, was auch durch ihren Panzer gar nicht möglich ist. Sie brauchen dies auch nicht, da sich ihre Körpertemperatur absenkt, mit zunehmender Kühle. Bei einer absoluten Starre schlägt ihr Herz nur noch ca. fünf Mal in zwei Minuten. Hier wird dann auch gar keine Energie mehr Verbraucht. So verlieren die Tiere auch fast kein Gramm an Gewicht während der Winterruhe. Amerikanische Herpetologe haben bei Untersuchungen festgestellt, dass die Reptilien Nordamerikas nur ca.10% der Energie sprich Futter, gegenüber den Warmblütern dieser Region verbrauchen, über das ganze Jahr hin gesehen.

Auch bei Schildkröten gibt es ganz unterschiedliche Charaktere und so ist bei diesen der Beginn der Winterruhe nicht gleich.

Üblich ist es das sich die Tiere im Boden im Schlamm des Gewässers eingraben. Je nach Gegebenheit bis 60 cm und mehr. Dies tun die Tiere aber nicht alle Gleichzeitig. So konnte ich bei meinen Chrysemys picta picta, im Gartenteich Beobachten, das die ersten schon sehr früh Ende September / Anfang Oktober nicht mehr zu sehen waren, andere wieder kann man noch zwei drei Wochen später beobachten. Da ich meine Tiere um diese Jahreszeit in den Keller zum Überwintern nehme, finde ich die Einen tief im Schlamm, die Anderen noch im Teich schwimmend.

Eins ist immer zu beachten, die Übergangszeiten "Herbst -Winter und Winter- Frühjahr" sind in der Nordamerikanischen Heimat kürzer als bei uns in Europa, auch wenn wir auf den gleichen Breitengraden Beheimatet sind. Bei uns sind diese Übergangszeiten nicht nur Länger, sondern auch viel Schmuddeliger, Was die ganzjährige Haltung im Teich noch Schwieriger macht.

Wie schon Berichtet die Regel ist es das sich die Schildkröten im Schlamm eingraben. Hier sinkt die Wassertemperatur bis auf ca. 4 °C ab. Da der Winter in den Bundesstaaten Nordamerikas, ähnlich unterschiedlich Hart und Lang ist wie in den Ländern Europas, dauert die Winterruhe der Wasserschildkröten bis zu sieben Monate. Die Regel sind drei bis vier Monate. Während der ganzen Zeit bleiben die Tiere im Schlamm eingegraben. Wie sie hier aber den geringen Sauerstoffbedarf decken, das ist weitgehenst noch ihr Geheimnis. Eine Vermutung geht dahin, dass sie dies über das Wasser in der Analblase tun.

Vereinzelt Überwintern Wasserschildkröten auch in Höhlen / Bauten im Uferbereich, meist von Bisamratten gebaut. Aber auch schon mal im tiefen Laub am Uferrand. Genauso wie die adulten Tiere so müssen die semiadulten und auch die Schlüpflinge des Sommers, in die Winterruhe und genau gleich Lang. Dies macht aber den Jungtieren, genau wie den Alten rein gar nichts, egal ob drei, fünf oder sieben Monate.

Herpetologen konnten bei Chrysemys picta bellii Beobachten, dass bei späten Gelegen, die kleinen Schildkröten in der Nistgrube / Höhle Überwintern und erst im Frühjahr bei warmen Wetter aus dieser, sich ausgraben. Dies konnte Dr. Reiner Praschag bei seinen Tieren, die er sehr Naturnah, im Gewächshaus hält, auch schon Beobachten. Ist doch Interessant wie sich die Natur zu Helfen weis.

Mit den ersten Sonnenstrahlen und so wärmeren Tagen, beginnt nun wieder die aktive Jahreszeit. Auch hier gilt die einen sind früher, die Anderen etwas später, daran. Bei Chrysemys picta bellii konnte Beobachtet werden, dass sie bei Sonnenschein, unter dem Eis schwimmen. So Wärmen sie sich schon ein wenig auf.

Schwache, Kranke, Altersschwache-Schildkröten Überleben einen Winter nicht. Dies ist aber eine ganz natürliche Auslese, die beim Überleben einer Tierart hilft.

Möchten Sei sich genauer über die Klimatischen Bedingungen, der Nordamerikanischen-Bundesstaaten informieren, so können Sie dies mit Hilfe einer Klimakarte (z.B. www.klimadiagramme.de ) im Internet tun.

Bedenken Sie aber immer dabei, bei vielen Arten kann man nicht mehr genau ihre Herkunft bestimmen da sie Nachzuchten sind, aus menschlicher Obhut. Ein gutes Beispiel hierfür ist Clemmys guttata, die ein sehr großes Verbreitungsgebiet hat, mit sehr unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen.

Gartenteich

Zur Haltung von Nordamerikanischen-Wasserschildkröten und deren Überwinterung, im Gartenteich habe ich schon alles, auf dieser Homepage unter "Gartenteich" gesagt. So möchte ich mich hier nicht noch einmal wiederholen.

Im Schildkrötenraum

Die Winterstarre führen meine Nordamerikanischen-Wasserschildkröten im unverändert eingerichteten Aquaterrarium im Schildkrötenkeller durch. Bis Mitte Oktober wird die Wassertemperatur auf Tagsüber 20 bis 22 °C gesenkt, nachts sinken die Werte um bis zu 4 °C. Ab diesem Zeitpunkt bekommen die Schildkröten kein Futter mehr. Anfang November wird das Wasser bis auf Panzerhöhe abgelassen. Filter und Heizung werden ausgeschaltet, ebenso wird die Raumheizung auf null geregelt. Das Licht bleibt noch für sechs Stunden am Tag an. Die Fenster bleiben offen, und so sinken die Temperaturen weiter. Nach etwa zwei Wochen liegen die Temperaturen bei 10 bis 12 °C.

Wasser und Lufttemperatur sind gleich, obwohl sich das Wasser kälter anfühlt. Die Tiere sind dann schon sehr träge. Im weiteren Verlauf sinken die Temperaturen, meist bis auf 4 °C ab. Ein Einfrieren des Kellers verhindert das Thermostat am Raumheizkörper.

Einige Schildkröten halten sich vollständig im Wasser auf, andere liegen mit einem Teil des Körpers außerhalb des Wassers. Einzelne Exemplare befinden sich jedoch vollkommen" auf dem Trockenen"(auf einem Stein). Immer wieder werden auch die Positionen gewechselt. Unregelmäßig mal nach wenigen Tagen, mal aber erst nach Wochen. Keine bleibt aber während der ganzen inaktiven Zeit auf dem gleichen Platz, in der gleichen Position. Bis Mitte Februar kontrolliere ich alle fünf Tage, mit einer schwachen Taschenlampe, die Becken und die Schildkröten. Ab und zu muss Wasser aufgefüllt werden, da sonst die Schildkröten im Trockenen liegen würde. Dies Passiert meist in der Nähe der offenen Fenster.

Mitte Februar wird der Raumheizkörper wieder aufgedreht und langsam erwärmt sich alles. Das Licht wird Tagsüber für sechs Stunden eingeschaltet. Wichtig sind die UV-Strahler, damit Sonnenbäder genommen werden können. So kann es zu keiner Erkältung kommen. Nach einigen Tagen wird Schrittweise das Wasser erhöht. Die Filter und die darin enthaltenen Thermoheizungen sind inzwischen wieder im Betrieb. Nach nur acht bis zehn Tagen erreichen sowohl Raum, als auch Wassertemperatur ca. 20 bis 22 °C. Die Schildkröten haben nun wieder Appetit. Ich gebe ihnen Anfangs Regenwürmer oder auch Bachflohkrebse, solche Kost die leicht zu verdauen ist und die einen schnellen Aufbau der Darmflora fördert.

Ab etwa 8.März ist das Erwecken voll Abgeschlossen und die Schildkröten sind so ganz im Zyklus der aktiven Jahreszeit.

In etwa gleich ist eine Winterruhe, wenn die Nordamerikanischen-Wasserschildkröten, ganzjährig im Gewächshaus gehalten werden

Im Wohnraum

Wie wird nun Vorgegangen, wenn die Schildkröten im Wohnraum, im Aquaterrarium gehalten werden? Gehen wir von einer Winterruhe von ca. drei bis vier Monaten aus.

Auch hier sollte bis Ende Oktober die Wassertemperatur auf 20 bis 22 °C herunter gefahren sein, mit einer Nachtabsenkung bis zu 4 °C. Nun sollte innerhalb von etwa acht Tagen die Wassertemperatur auf ca. 15 °C heruntergefahren werden. Geht diese nicht weil sich Fische mit im Terrarium befinden oder auch weil die Raumtemperatur sich soweit nicht absenken lässt. Dann nimmt man die Schildkröten aus dem Becken heraus und setzt sie in ein kleines Kunststoffaquarium. Je nach Größe des Tieres mit zwei bis acht Zentimeter Wasser gefüllt. Immer aber so, dass sie den Kopf leicht aus dem Wasser heben können. Dieses stellen Sie nun in einen Raum, der sich langsam auf diese ca.15 °C herunter kühlen lässt. Während dieser letzten ca.10 Tage wird nicht mehr gefüttert, so kann sich der Darm entleeren, und es kommt zu keinen Entzündungen von innen heraus, während der Winterstarre. Meist fressen die Tiere aber um diese Jahreszeit sowieso nur noch Zögerlich.

Während dieser letzten Tage reicht sechs Stunden Licht am Tage. Zwei bis drei davon sollten UV-Strahler sein, so können sich die Schildkröten bei Bedarf aufwärmen. Dies Verhindert eine Erkältung, gerade bei Jungtieren. Adulte Tiere sind da weniger Empfindlich.

Geben Sie den Tieren die Möglichkeit des Aufwärmens nicht dann kann es zu Erkältungen mit trüben Augen und Schieflage im Wasser kommt. Hier muss man, dann aber sofort zum Reptilien-Kundigen Tierarzt, ansonsten kann es auch eine Lungenentzündung werden. Auch muss, dann eine Ausnahme gemacht werden und für dieses Jahr auf eine Winterruhe verzichtet werden. Oder man Beginnt später noch einmal damit, wenn das Tier Gesund ist. Wenn keine Winterstarre, dann hält man seine Tiere bei 10 bis 12 Stunden Licht am Tag und einer Wassertemperatur von 25 bis 28 °C je nach Art. Ab März fängt für diese Tiere eine ganz normale aktive Jahreszeit an, ohne den Aufwegprozess.

Sie brauchen nun aber nicht, sofort Angst bekommen. Bei einer artgerechten Haltung der Schildkröten kommt eine Erkältung und Lungenentzündung nie vor.

Hat man einen Raum der bis auf acht bis vier °C sich abkühlen lässt und der sich verdunkeln lässt, dann kann man seine Schildkröten hier weiter Überwintern. Außerdem muss dieser Raum ruhig sein. Die Tiere sollten während der inaktiven Jahreszeit so wenig wie möglich gestört werden.

Wie geht man nun vor? Man nimmt am besten ein kleines Kunststoffaquarium mit Deckel, welches nur doppelt so groß wie die Schildkröte selbst ist. Diese gibt es in jeder Zoohandlung, in allen Größen. Nun haben Sie diese zwei Möglichkeiten: 1.) man füllt in dieses Becken, ein Viertel hoch ausgewaschenes gut feuchtes Moos. 2.) sie geben je nach Größe der Schildkröte zwei bis acht Zentimeter Wasser hinein. Dieses können Sie mit etwas schwarzen Tee anreichern. Jod Freis Kochsalz oder Buchenlaub kann auch hergenommen werden. Aber immer nur entweder oder nicht alles Gleichzeitig. So werden eventuelle Pilzerkrankungen wären der Winterruhe verhindert (auf drei Liter ein Teebeutel).

Die Schildkröte kommt nun in das feuchte Moos oder in das Wasser. Bitte immer nur ein Tier pro Kleintierbox. Den Deckel sollten Sie aus Sicherheitsgründen darauf tun. Einmal kann das Tier nicht Ausreisen, zum andern kommt kein Ungeziefer von außen herein.

Für die, die einen solchen kalten Raum nicht haben, sei gesagt ein Kühlschrank tut es auch. Es gibt Schildkröten-Halter die den Kühlschrank für die bessere Lösung halten. Egal wie, den Wasserschildkröten ist es völlig Wurscht. Beim hinein stellen dreht man das Thermostat ganz hoch und im Laufe von acht Tagen langsam runter, so das acht bis vier °C erreicht werden. Aber auch für den Kühlschrank gilt, es muss absolute Ruhe sein.

Alle fünf bis zehn Tage schaut man nach ob alles in Ordnung ist.

Ab Anfang/Mitte Februar geht man nun den umgekehrten Weg. Nach etwa gut zwei Wochen sollten Sie ca.22 °C Wassertemperatur haben und acht Stunden Licht am Tag. Wichtig ist das UV-Licht, damit die Schildkröten sich gut Aufwärmen können. Nun fressen die Tiere auch wieder und so kann man mit dem Füttern beginnen. Denken Sie aber daran, es muss sich erst wieder eine Darmflora aufbauen, um gut Verdauen zu können.

So hat nun wieder die aktive Jahreszeit mit ihren Höhepunkt im Juli/August begonnen, mit 14 Stunden Licht und einer Wassertemperatur um die 25 bis 30 °C, je nach Art.

In der Natur ist es aber keine gerade Linie von 30 °C im August bis zu Minusgraden im November, oder 4 °C am Boden eines Gewässers. Das alles gilt genauso von Februar bis August. Es gibt immer Abweichungen, täglich wöchentlich, monatlich, jährlich, mal nach Oben mal nach Unten. Also machen Sie sich bei kleineren Temperaturschwankungen im Gartenbereich, im Gewächshaus, im Raum, keine Gedanken, die Tiere nehmen dies gelassen hin.

Allgemeines

Kranke und so geschwächte Tiere kann man nicht in die Winterstarre geben. Für diese Tiere wird der Reptilienkundige-Tierarzt gebraucht. Für Gesunde Wasserschildkröten gilt, hier gibt es keine Probleme mit der Winterruhe, egal ob Schlüpflinge, semiadult oder adult, egal ob zwei, drei oder auch vier Monate. Auch brauchen Sie mit gesunden Tieren nicht zum Tierarzt, bevor Sie sie in die Winterruhe geben.

Wenn Sie nun nach dem Sie dies alles gelesen haben ein wenig oder auch noch etwas mehr Angst haben, gerade als Neueinsteiger, glauben Sie mir, Sie werden nach den ersten Winter Überrascht sein wie einfach alles ist. Vor allen, wenn Sie nach ein paar Jahren Routine darin haben.

Auch ist es ganz normal das ein Tier verendet, egal ob während der aktiven oder der inaktiven Jahreszeit, auch wenn man nicht immer nicht gleich einen Grund dafür erkennen kann.

Gruß Ewald Roddewig