Männchen WG

 

Die Männchen WG.

oder

Welche Männchen kann ich in einer Gruppe Halten und Pflegen?

 

Graptemys barburi-adultes Männchen

Für den Schildkrötenliebhaber und für den, der Schildkröten hält und pflegt, sollte es immer ein oberstes Ziel sein, mit seinen Tieren auch zu Züchten. Eine Ausnahme sollte es nur dann geben, wenn für die Art aber auch gar keine Nachfrage besteht. Fürs Züchten wird aber auch die Zeit gebraucht, um alles Nötige artgerecht zu Händeln. Weiter kommt hinzu, dass, wenn man Züchten möchte, mindestens drei Terrarien benötigt werden.

Ein größeres für die Weibchen und je ein kleineres für die Männchen und die Aufzucht der Schlüpflinge. Auch ein Brutapparat (Inkubator) wird gebraucht. Möchte man auf männliche und weibliche Nachzuchten bebrüten in einer Brutsaison dann braucht man zwei. Alles in allem, kommt man so schnell auf mehrere tausend Euro an Investitionen, die durch den Verkauf der Schlüpflinge nie wieder legalisiert werden können. Auch nicht bei der Zucht von hochpreisigen Arten. Für mich ist es immer ein Ziel, die laufenden Kosten mit dem Verkauf der Nachzuchten zu erwirtschaften. Aber das ist bei den immer steigenden Energiepreisen nicht immer möglich.

Weiter ist der Verkauf von Nachzuchten immer mit einem größeren Zeitaufwand verbunden. Viele Fragen sind bei Telefongesprächen, auf Mailanfragen und in persönlichen Gesprächen zu beantworten, bis es zu einer Übergabe der Tiere kommt.

Ein Zeitaufwand für den nicht jeder Berufstätige die nötige Zeit aufbringt.  Alles Gründe die den Schildkrötenliebhaber vom Züchten abhalten. Auch ich kann dieses Hobby erst seit ich Rentner bin in diesem Umfang betreiben.

Graptemys barburi-männlicher Schlüpfling

Was ist nun die Alternative für den Schildkrötenliebhaber, der gerne ein gut eingerichtetes Aquaterrarium mit mehreren Wasserschildkröten in einem seiner Wohnräume als Blickfang und zu seiner Freude haben möchte?

Grundsätzlich ist auch dies möglich. Es gibt nur einiges zu beachten. Es sollten nur Nachzuchten für solch einen Blickfang Verwendung finden. Keine Tiere die aus der Natur abgelesen wurden. Dies gilt allerdings auch beim Zusammenstellen von Zuchtgruppen. Es sei denn es ist für wissenschaftliche Zwecke und dient so der Arterhaltung (Zoologische Gärten, Institute die an Universitäten angeschlossen sind usw.). Mit ein wenig Geduld findet man fast immer einen Züchter, der einen den Wunsch für die auserwählte Art erfüllen kann.

Sollte dies nicht möglich sein, dann sollte man sich nach einer anderen, leichter zu bekommenden  Art umschauen. Niemals sollte man sich aber zum illegalen Tierhandel verleiten lassen.

Ich zähle mich nicht zu den extremen Tierschützern, aber hier verlange auch

ich nach drastischen Höchststrafen. Immer sind solch seltene Arten auch vom Aussterben bedroht und zudem meist sehr, sehr teuer. Diese Arten sollte man dann dem Züchter überlassen, alleine schon aus Gründen der Arterhaltung. Auch Hobbyschildkrötenzüchter tragen mit ihren Erfahrungen und Erkenntnissen mit Wildtieren,  zur Arterhaltung bei.

Graptemys flavimaculata-adulte Männchen

Weiter sollte man sich genau überlegen, ob man Nachzuchten von Schildkrötenfarmen erwerben möchte. Schildkrötenfarmen gibt es meist in Amerika, neuerdings entstehen sie auch in Asien. Hier geht es immer um den schnellen und großen Profit und dabei leidet meist die artgerechte Haltung, der Schildkröten. In Amerika wird der Tierschutz zunehmend Ernster genommen und so wird es wohl in absehbarer Zeit keine Nachzuchten  von dort mehr geben. Hier sehen aber gerade die Asiaten ihre Chance und dort wird nach den Heutigen Erfahrungen, der Tierschutz dann viel zu kurz kommen. Hier ist dann der Gesetzgeber die EU gefragt, die entsprechenden Gesetze zu verabschieden, um Importe zu verhindern.

Bei den Schildkröten-Nachzuchten von Farmen wird man nie sagen können, welches Geschlecht die Nachzuchten haben. Hier wird aus Kostengründen nicht auf Männchen oder Weibchen bebrütet, sondern meist auf ein schnelles Schlüpfen und so sind es dann fast immer Weibchen. Erkennen kann man dies aber erst, sobald die Tiere geschlechtsreif werden.

Diese Farmnachzuchten kommen meist preiswert in den Handel und sind, da es meist Weibchen sind und diese oft bis zu vierzig Zentimeter groß werden (so groß wie ein Klosettdeckel), halt viel größer als erwartet. Dies sind die Tiere, die in Seen und Teichen vom Angler gefangen werden, weil sie keiner mehr wollte und sie einfach ausgesetzt wurden. Und von diesen Tieren sind dann die Auffangstationen für Reptilien, Tierheime rappelvoll. Hiermit geben wir dann den extremen Tierschützern ihre Argumente für ein absolutes Verbot von Wildtieren in menschlicher Obhut. Leider sind wir, die Tierfreunde, so blöd und so macht man sich immer aus Unüberlegtheit und aus Dummheit angreifbar. 

Graptemys flavimaculata-adulte Männchen

So nun aber wieder zum Kern dieses Berichtes: Das Aquaterrarium mit kleinen männlichen Wasserschildkröten als Blickfang im Wohnraum - für den Schildkrötenliebhaber, der nicht Züchten möchte.

Grundsätzlich können sie jede Schildkröte einzeln halten, ohne dass den Tieren Schaden zugefügt wird. Genauso können Sie auch Weibchen ohne Männchen als Gruppe halten. Hier gibt es nur zwei wichtige Gründe die dagegen sprechen, ohne Züchten zu wollen: zum einen brauchen Sie ein wesentlich größeres Terrarium da Schildkrötenweibchen so gut wie immer viel größer als Männchen ihrer Art  werden. Gerade bei den von mir gepflegten Graptemys ist dies der Fall. Ein Graptemys-barbouri-Weibchen wiegt leicht das 20 bis 30-fache eines Männchens und wird bis zu dreißig Zentimeter groß.

Weibchen legen auch Eier, auch wenn diese nicht befruchtet sind, keine Begattung stattgefunden hat. Entweder auf dem Landteil, dem Eiablageplatz oder einfach ins Wasser. Auf jeden Fall müssen sie geborgen und entsorgt werden, was dem Schildkrötenfreund nicht immer leicht fallen wird. Es sei denn, man nimmt die Eier mit in den Speiseplan auf. Schildkröteneier bestehen aus einem sehr großen Eigelb und nur ganz wenig Eiweiß. Das alles wirkt sehr ölig und tranig  und so schmeckt es wohl auch. Sie sehen: ich selbst habe noch keine probiert.

Graptemys nigrinoda nigrinoda-männliche Schlüpflinge

Wie immer schreibe ich auch in diesem Bericht, über Gegebenheiten mit denen ich selbst Erfahrungen gesammelt habe.

 Die von mir gepflegten sechs Graptemys-Arten sind ganz ruhige und sehr friedliche Vertreter ihrer Gattung. Auch adulte Männchen bleiben sehr friedlich und es kommt zu keinerlei Beißereien und Unterdrückungen. Ich halte meine Graptemys-Männchen, seit vielen Jahren in Gruppen, ohne das es jemals irgendwelche Probleme gegeben hat, egal wie die Gruppen zusammengesetzt sind. Auch kann man adulte Männchen dazu- oder umsetzen, ohne dass etwas Unerwartetes passiert. Ein wenig  Aufpassen, anfangs gut beobachten, sollte man die Tiere bei solchen Aktionen aber immer.

Diese sechs Graptemys-Arten werden von mir gehalten:

Graptemys nigrinoda nigrinoda - Schwarzknopf-Höckerschildkröte

Graptemys ouachitensis sabinensis - Sabina-Höckerschildkröte

Graptemys barbouri - Barburs -Höckerschildkröte

Graptemys flavimaculata - Gelbtupfen-Höckerschildkröte

Graptemys oculifera - Pracht-Höckerschildkröte

Graptemys gibbonsi – Pascagoula-Höckerschilde (z. Z. nur Weibchen)

Mir wurden schon Männchen von Graptemys ouachitensis ouachitensis der Ochita-Höckerschildkröte, von befreundeten Graptemyszüchtern zur Weitervermittlung überlassen. Diese habe ich, ohne das es irgendwelche Probleme gab, zu meinen Männchen-WGs hinzu gesetzt.

So sind zurzeit meine Männchen-Gruppen zusammen gestellt:


Gruppe 1:

2. Graptemys ouachitensis sabinensis

1. Graptemys barbouri

1. Chrysemys picta dorsalis

Gruppe 2:

2. Graptemys nigrinoda nigrinoda

1. Graptemys barbouri

1. Chrysemys picta dorsalis

Gruppe 3:

2.Graptemys flavimaculata

2. Graptemys oculifera

Gruppe 4:

1. Graptemys barbouri

1. Graptemys gibbonsi

1. Chrysemys picta marginata

Gruppe 5:

1.Graptemys ouachitensis ouachitensis

1.Graptemys pseudogeographica

1. Chrysemys picta picta

Die Chrysemys picta marginata und Chrysemys picta bellii sind semiadult.  Werden sie größer und Geschlechtsreif, dann müssen sie separiert werden.

Nur bei Chrysemys picta dorsalis kann man ein Männchen dauerhaft mit den Graptemys Männchen Vergesellschaften.

Graptemys nigrinoda nigrinoda-adultes Männchen

Wie gesagt, man kann die Männchen-WGs aus diesen Arten zusammenstellen wie man möchte, gemischt oder auch nur Graptemys der gleichen Art. Immer so wie man die Tiere bekommen kann und wie man es gerne hätte. Auch wird der Preis der bezahlt werden muss für eine Graptemys immer eine Rolle beim Kauf spielen. Nicht jeder möchte bis

ca. 250,00  Euro für eine Graptemys oculifera oder gar bis zu 400,00 Euro für eine Graptemys flavimaculata ausgeben. Auch nicht, wenn sie als die schönsten Graptemys-Arten gelten. Neueinsteigern Rate ich hier auf gar keinen Fall zu. Lieber erst einmal Erfahrungen mit den kostengünstigen Arten sammeln. Auch diese Arten haben ihren Reiz.

Die Größe der Männchen ist bei den genannten Graptemys-Arten bis auf wenige Zentimeter gleich. Sie sind in der Regel acht bis elf Zentimeter klein, Rückenpanzer (Plastron) immer gerade gemessen. Also im Gegensatz zu den Weibchen sehr klein, die bis zu 33 cm groß werden können (Graptemys barbouri).

Graptemys oculifera-adulte Männchen

So wird nun für ein Männchen-Aquaterrarium, ein viel kleineres Becken benötigt, als dies für Weibchen nötig wäre.

Für ein bis zwei Männchen reicht ein Handelsübliches Aquarium von 100x40x50 cm (LxBxH), also mit etwa 200 Litern Wasser, abzüglich der Inneneinrichtung. Ideal wäre ein Aguaterrarium in den Maßen 120X50X 60cm (L, B, H.)Für jedes weitere Männchen sollte es um ca.75 Liter größer sein. So sind nach oben hin keine Grenzen gesetzt. Sie können erweitern so viel Sie wollen und es sind auch der Anzahl von Männchen keine Grenzen gesetzt.

Es ist möglich ein Chrysemys picta dorsalis-Männchen zu den Graptemys-Männchen hinzu zu setzen, falls man ein etwas farbigeres Tier möchte. Sie hat in etwa die gleichen Pflegeansprüche wie die genannten Graptemys Männchen. Es geht aber nur eine C.p. Dorsalis ohne ein Problem zu bekommen. Alle genannten Arten finden in ihren natürlichen Habitaten etwas unterschiedliche Wassertemperaturen vor. Aber nicht so sehr, dass man nicht einen guten Mittelweg finden könnte. Gerade Nachzuchten sind hier schon weitgehend angepasst, akklimatisiert.

Mein Rat, an den auch ich mich halte: nach der Winterstarre 18 bis 20 °C, dann innerhalb von drei Wochen auf 26 bis 28 °C langsam erhöhen. Bis Mitte Oktober bei der Temperatur bleiben, eventuell mit einer Nachtabsenkung von zwei bis vier °C und dann alles wieder zurück fahren bis auf 18 bis 20 ° C. Und dann in die Winterstarre bis zu 8 bis 4 °C, innerhalb von 14 Tagen absenken. Genauso geht man beim Licht vor. Am Anfang sechs Stunden, bis August, auch hier stufenweise bis auf 14 Stunden erhöhen und das alles ab Ende August bis zum Beginn der Winterstarre zurückregulieren. Die Tiere lässt man etwa 2,5 bis 3,5 Monate in der Winterstarre.

(siehe hier: Haltungstipp´s bei Winterruhe/Winterstarre)

Graptemys ouachitensis sabinensis-adulte Männchen

Graptemys leben in größeren Flüssen, meist auch mit stärkeren Strömungen. Chrysemys leben in ruhigeren Gewässern, wie kleineren Seen, Teichen oder auch ruhigeren Bächen und Flüssen. Aber auch Chrysemys picta dorsalis kommt mit einem Aquaterrarium gut zurecht, selbst wenn eine Strömungspumpe mit eingebaut wurde. Aber man sollte immer nur ein Männchen von der Südlichen Zierschildkröte mit zu den Graptemys geben.

Bei zwei Tieren könnte es zu Streitereien kommen. Die Graptemys-Männchen beachten das Chrysemys-Männchen meist gar nicht.

Das Gleiche gilt für das Chrysemys-Männchen gegenüber den Graptemys-Männchen. Chrysemys picta bellii / marginata oder auch picta picta sollte man nicht mit Graptemys zusammen tun.

Zum einen werden die Männchen meist zu groß, und zum anderen brauchen sie es kühler. Semiadulte Tiere, der drei genannten Chrysemys-Arten, für eine begrenzte Zeit ist Möglich

Clemmys guttata, die Tropfenschildkröte, eine der kleinsten und schönsten Nordamerikanischen Wasserschildkröten, die ich ebenfalls Züchte, kann nur Einzeln gehalten werden, sowohl Männchen als auch Weibchen, es sei denn, es ist eine sehr sehr großes Aquaterrarium vorhanden, in dem jedes Tier sein eigenes Territorium finden kann.

Graptemys ouachitensis sabinensis-männliche Schlüpflinge

Auch die Männchen müssen abwechslungsreich gefüttert werden.

Nur fressen Männchen viel, viel weniger als die größeren Weibchen. So reicht es aus, wenn sie nur jeden zweiten oder dritten Tag gefüttert werden (Ausführlicheres unter “Futter“ auf dieser Homepage).

Ein Aquaterrarium nur für Männchen braucht keinen Landteil. Er würde von den Männchen so gut wie nie aufgesucht. Wer aus optischen Gründen nicht auf ihn verzichten will, kann ihn aber gerne mit einbauen. Alles andere an Einrichtung ist gleich wie bei den Weibchen-Terrarien: Bodengrund, Steine, Wurzeln, UVB-Strahler mit Sonnenplatz, Wasser,

Wasserwechsel, Filter, Heizung (siehe hierzu “Haltungs´s und Pflegetipp´s” ebenfalls auf dieser Homepage).

Grundsätzlich nehmen Schildkröten keinerlei Rücksicht auf Wasserpflanzen. Bei den größeren Weibchen braucht man es daher auch gar nicht erst versuchen.  In einem Aquaterrarium nur mit den kleineren Männchen kann man es aber wagen, wenn man es geschickt anstellt (siehe hier auch beim Bericht Pflanzen), dann ist dies gut möglich. Siehe hierzu auch bei www.er-picta.de unter Bildern die sehr schönen Hingucker von Gregor Plank und Leo Schober, Sandra Sojka usw.

Wie kommt man zu Schildkröten-Männchen (Schlüpflingen/Nachzuchten)?

Hier braucht man einen Züchter, dem man vertrauen kann. Das Geschlecht einer Schildkröte kann man mit Hilfe der Bruttemperatur bestimmen. Der Scheitelpunkt, bei den von mir aufgeführten Nordamerikanischen-Wasserschildkröten liegt in etwa bei 28/29 °C.

So bebrütet man Männchen bei ca.24 bis 26 °C. Die kleinen Schildkröten schlüpfen dann nach ca. 78 bis 98 Tagen und es sind dann auch ganz sicher Männchen. Auch kann hier mit einer Nachtabsenkung um zwei bis vier °C inkubiert, dann dauert es einige Tage länger, bis zum Schlüpfen der Tiere. Weibchen werden bei 30,5  bis 33 °C erbrütet, ohne Nachtabsenkung, denn dann werden es zu oft Männchen. Hier dauert es etwa 50 bis 58 Tage bis die Kleinen schlüpfen, aber dann sind es sicher Weibchen. Jedenfalls fast zu 100% -hin und wieder spielt uns die Natur einen Streich, sowohl bei Männchen als auch bei Weibchen. Zum Glück aber nur ganz, ganz selten.

Chrysemys picta dorsalis-männlicher Schlüpfling

Man sollte es gar nicht erst versuchen, Chrysemys picta-Männchen in einer Gruppe zu halten - egal welche Unterart.

So lange sie noch semiadult sind, ist es kein Problem. Werden sie aber mit drei bis fünf Jahren geschlechtsreif, dann fangen die Beißereien und Unterdrückungen an, die bis zum Tod von Tieren führen können. Sind die Männchen in etwa gleich groß so kann es noch einige Jahre gut gehen, aber irgendwann kommen auch hier die Rangordnungskämpfe, selbst wenn es zehn und mehr Jahre gut gegangen ist. Bei Arten im Haltungsbericht zu Chrysemys picta dorsalis habe ich genaueres zum Verhalten von Männchen dieser Art geschrieben.

Es ist auch nicht schön anzuschauen, Tiere mit Bisswunden oder abgebissenen Schwänzen im Becken schwimmen zu sehen. Mein Rat: Lassen Sie von solchen Männchen-WGs gleich ganz die Finger. Selbst mir gut bekannte Chrysemys-Züchter die lange sagten: “Ich habe Männchen, die vertragen sich wunderbar.”, mussten irgendwann das Gegenteil erleben.

Sollten Sie aber Gefallen an Chrysemys gefunden haben und möchten mehrere dieser Tiere im Terrarium pflegen, dann müssen Sie es mit Weibchen machen.

Weibchen vertragen sich eigentlich immer, im gut strukturierten Aquaterrarium. Hier sind dann besonders gut Chrysemys picta dorsalis geeignet, da bei diesen auch die Weibchen nur etwa 12 bis 14 cm groß werden. Für zwei bis drei Weibchen sollte das Terrarium aber schon 450 Liter (mindestens) fassen. Weibchen wiegen allgemein wegen ihres viel höheren Körperbaus etwa das drei bis Fünffache eines Männchens.

Nochmal der Hinweis, Clemmys guttata, die ich auch halte, können nur Einzeln gepflegt werden, egal ob Männchen oder Weibchen (siehe hierzu den Bericht “Clemmys guttata” bei Arten).

Chrysemys picta dorsalis-männliche Schlüpflinge,einen Tag nach dem Schlüpfen.

Wie kommt man zu Schildkröten-Männchen  (Schlüpflingen/Nachzuchten)?

Hier braucht man einen Züchter, dem man vertrauen kann. Das Geschlecht einer Schildkröte kann man mit Hilfe der Bruttemperatur bestimmen. Der Scheitelpunkt, bei den von mir aufgeführten Nordamerikanischen-Wasserschildkröten liegt in etwa bei 28/29 °C.  

So bebrütet man Männchen bei ca.24 bis 26 °C. Die kleinen Schildkröten schlüpfen dann nach

ca. 78 bis 98 Tagen und es sind dann auch ganz sicher Männchen. Auch kann hier mit einer Nachtabsenkung um zwei bis vier °C inkubiert werden, dann dauert es  einige Tage länger bis zum Schlüpfen der Tiere. Weibchen werden bei 30,5 bis 33 °C bebrütet, ohne Nachtabsenkung unter die genannten 30,5°C, denn sonst  würden es zu oft Männchen. Hier dauert es etwa 50 bis 58 Tage bis die Kleinen schlüpfen, aber dann sind es sicher Weibchen. Jedenfalls fast zu 100%, hin und wieder spielt uns die Natur einen Streich, sowohl bei Männchen als auch bei Weibchen. Zum Glück aber nur ganz, ganz selten. 

Chrysemys picta dorsalis-adultes Männchen

Schildkröten verlieren immer mit zunehmendem Alter an Farbe und an Zeichnung.

Die von mir gepflegten Schildkröten werden bis etwa 45 Jahre alt. In freier Natur, ihren natürlichen Habitaten werden sie etwa 35 Jahre alt. Es ist in der Natur eben alles stressiger: Futtersuche, Fressfeinde, usw. - und es gibt keinen Tierarzt. Dies ist übrigens bei allen Wildtierarten so, immer vorausgesetzt, die Haltung ist artgerecht. Eine Tatsache, die die extremen Tierschützer nicht wahrhaben wollen.

Schildkröten verlieren mit zunehmendem Alter an Farbe und Zeichnung. Je älter, umso grauer bis hin zu dreckig grau-schwarz können sie werden. Eine Tatsache die vor allem auf Weibchen zutrifft. Männchen dagegen behalten ihre Farbe und so auch die Zeichnungen viel länger. Hier zeichnen sich besonders meine Graptemys barbouri Männchen aus. Sie veralgen nicht und sie haben immer noch nach vielen, vielen Jahren ihre schöne farbige Zeichnung. Allerdings gilt dies auch für das Weibchen.

Allerdings haben so richtig alte Schildkröten, Methusalems halt, fast schon schwarz, ihr ganz besonderen Reize.

Wie schon einmal geschrieben, berichte ich hier nur von den von mir gepflegten Schildkröten. Trotzdem möchte ich Ihnen aber mitteilen, dass eine Männchen-WG nicht mit allen Graptemys-Arten zu realisieren ist. So berichtete mir ein gut bekannter Graptemys-Züchter (Oliver Mainhardt), der auch mehrere Arten dieser Gattung Züchtet. Das Graptemys versa, die Mexiko- Höckerschildkröte, nur einzeln zu halten ist, sowohl Männchen wie Weibchen. Es sind halt stolze Mexikaner - immer den Kopf oben, die nichts um sich herum dulden.

Das gleiche soll für Graptemys caglei gelten. Nur hier fehlt uns da diese Art sehr selten ist, in Europa und auch in den USA, die nötige Erfahrung.

Graptemys gibbonsi

Pflege von Graptemys-Männchen, in der Gruppe, das ist grundsätzlich abzulehnen!

So gibt es einen Bericht von Stefan Hertwig, der sich als einer der ersten in Europa mit der Haltung und Zucht von mehreren Graptemys-Arten beschäftigte (seit einigen Jahren hat er sich aber ganz aus dem Metier zurückgezogen). In diesem Bericht empfiehlt er hochwissenschaftlich, mit ganz vielen Fremdwörtern und Beispielen, dass Graptemys Männchen grundsätzlich nur einzeln gehalten werden können. Er geht soweit, dass zwischen den Terrarien ein Sichtschutz anzubringen ist, damit sich die Männchen nicht einmal sehen können, da sie schon dann psychische krank werden. Ich habe diesen Haltungsbericht mehrmals mit Fremdwörterlexikon gelesen, aber ich habe immer noch nicht alles verstanden. Dieser Bericht ist aber immer noch in den Köpfen von vielen Schildkrötenfreunden, da es einer der ersten war.

 Auch wenn diese Schildkrötenfreunde selbst nie Graptemys hatten und so auch keine eigenen Erfahrungen haben, empfehlen sie immer noch "Graptemys Männchen immer nur einzeln pflegen".

In Europa gibt es vielleicht zehn Graptemys-Züchter, die mit mehr als vier Graptemys Arten Erfahrung haben.

 Und von diesen können Sie, gerade in der älteren und neueren Fachliteratur 

Haltungsberichte finden, in denen sie uns Mitteielen, das sie ihre Graptemys Männchen erfolgreich in Gruppen halten.

 Auf Schildkröten-Tagungen trieft man den einen oder anderen, man tauscht sich aus. Und alle haben die gleichen Erfahrungen bis auf kleinere Unterschiede gemacht, wie ich sie Ihnen hier berichte.

Wie gesagt und berichtet: Meine Männchen leben seit Jahren in den aufgeführten Gruppen und sie kommen regelmäßig und erfolgreich ihrer Pflicht nach. Nämlich die Weibchen zu begatten, so dass diese befruchtete Eier absetzen.

Auch habe ich noch nie etwas Nachteiliges gehört von Schildkrötenfreunden, die seit Jahren auf meinen Rat hin Graptemys-Männchen-WGs pflegen und das sind schon viele Dutzend Schildkrötenfreunde.

Graptemys gibbonsi-Schlüpfling

Das Internet ist oft von großem Vorteil und man kann viele interessante Artikel zu allen möglichen Themen finden.

Nur eins gibt es auch viel zu viel im Internet zu finden: Leute, die meist unter irgendeinem Fantasienamen Artikel schreiben oder in einem Forum Fragen beantworten oder über Dinge diskutieren, von denen sie selbst keine Ahnung haben. Ja, auf gut deutsch würde ich sagen, sie schreiben ganz einfach "Scheiße". Sie geben Meinungen von sich und geben Ratschläge von sich, bei denen sie selbst überhaupt keine eigene Erfahrung nachweisen können. Meist haben sie ihre Ansichten beim Ratschen gebildet, und diesen Ratsch geben sie unkontrolliert weiter. (Ich war immer der Meinung, dass hierfür einzig und alleine unsere Politiker das Monopol haben...) Also Hände weg von solchen, oft in Foren geäußerten Beiträgen, noch dazu wenn sie nicht unter dem eigenen Namen geäußert werden.

Graptemys gibbonsi-Schlüpfling

Zusammenfassung

Mit diesem Bericht "Männchen-WG" möchte ich helfen solchen Wasserschildkrötenfreunden, die selbst nicht Züchten möchten, aber gerne gerade diese Tiere pflegen möchten, zu einem Aquaterrarium/Hingucker zu kommen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, solange Sie alles artgerecht Händeln.

Meist ist es auch so, trotz den nur wenigen Graptemyszüchtern in Europa, dass es immer mehr Nachzuchten gibt, als wie von Neueinsteigern gesucht werden, die selbst auch Züchten wollen.  Auch alte Hasen brauchen nicht immer blutfremde Tiere, um Ihre Zuchtgruppen zu ergänzen oder zu erweitern. Also es wird immer Nachzuchten geben, auf Männchen erbrütet, die sich freuen in gute Hände zu kommen. Nur wird man meist etwas Geduld gebraucht, seine Tiere zu finden, was aber dem guten Neueinsteiger nichts ausmachen sollte.

So bleibt ihm doch die Zeit, sich über seine neuen Mitbewohner Sachkundig zu machen. Auch hat er so die Zeit, sein Aquaterrarium in Ruhe artgerecht herzurichten. Grundsätzlich sollte man immer das neue Heim fertig erstellt haben, bevor man die Tiere erwirbt und bekommt. Eins sollten Sie aber auch immer bedenken: Schildkröten leben sehr lange. Bei einer artgerechten Pflege länger als in ihren natürlichen Habitaten / Vorkommensgebieten. Sie nehmen einen Mitbewohner auf, für den Sie mehrere Jahrzehnte Verantwortung haben. Auch sind Schildkröten genau wie alle Reptilien keine Haustiere, wie Hund, Katze oder Kleinnager mit denen man Kuscheln und spielen kann.

Also für Kinder nicht unbedingt oder so gut wie nie das Richtige. Es sei denn Sie haben einen Reptilienfanatiker im positivsten Sinn als jugendlichen Heranwachsenden. Aber auch hier sollte immer, zumindest ein Elternteil auch ein Schildkrötenfreund/Reptilienfreund sein.

Noch ein Tipp: gute Schildkrötenzüchter/Reptilienzüchter finden Sie auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) unter: www.terraristik.de Auch ist es nicht verkehrt, sich mit der Arbeit und den Zielen dieser DGHT oder des ISV Österreich einmal auseinander zu setzen. Vielleicht auch Mitglied zu werden.

Gruß Ewald Roddewig